Bau und StreckeneröffnungDie Königlich Preußische Staatseisenbahnen (K.P.St.E.) eröffneten am 15. Juni 1883 die 77,90 km lange „Ostfriesische Küstenbahn“, die ursprünglich von Harsweg über Georgsheil und Norden zur damaligen Landesgrenze nach Asel führte. Sie verlief parallel zur heutigen Strecke Emden - Norden.
Das Empfangsgebäude Wittmund
Das mehrgliedrige, zweistöckige Backsteingebäude in Seitenlage hatte einen giebelständigen Mittelteil, der am Ostgiebel von einem traufenständigen einstöckigen Anbau und am westlichen Giebel von einem einstöckigen Güterschuppen flankiert wurde. Alle Gebäudeteile besaßen Satteldächer. Das Gebäude hatte Segmentbogenfenster und Türen. Ein Gurtgesims (an Fassaden, dass zwischen den Geschossen liegt), trennte optisch die Stockwerke. Im Erdgeschoss befanden sich die Warteräume mit Fahrkarten- und Gepäckschalter sowie weitere Diensträume. Im Obergeschoss waren Wohnungen für die Bahnbediensteten entstanden.Der Bahnhof gehörte 1938 zur Rangklasse III.
Das Empfangsgebäude der Kreisbahn
Die Kleinbahn unterhielt direkt gegenüber dem Staatsbahnhof Wittmund einen eigenen Bahnhof mit Stationsgebäude (siehe unten links). Das mehrgliedrige Gebäude in Seitenlage war ein Putzbau im Heimatstil. Jeder Gebäudeteil hatte nach Osten ansteigende Gebäudehöhen und eigene Dächer. Am Nordgiebel war ein Güterschuppen mit Seitenrampe und Ladetor entstanden (heute ohne Dach). Es folgte ein einstöckiger Anbau mit steilem Satteldach, an dem sich ein zweistöckiger Gebäudeteil mit Walmdach anschloss. Ein abschließender zweistöckiger Bau mit einem Mezzanin (Halb- oder Zwischengeschoss) aus Fachwerk und Krüppelwalmdach schloss das Gebäude ab. Ihn ihm befand sich auch das Treppenhaus zum Dachgeschoss. Die Dachgiebel wurden teilweise mit dreieckigen Schnitzereien versehen. Das Gebäude wurde nach 1951 verkauft.Die Gleisanlage bestand aus fünf Gleisen mit einem 50 Meter langen Inselbahnsteig am Gleis 1. Zwei Gleise dienten dem Abstellen von Güterwagen. Gleis 5 führte zur Ladestraße, zur Viehrampe und zum Güterschuppen. Ergänzt wurde sie durch eine Lokstation mit Kohlebansen, Drehscheibe und Lokschuppen.Weitere Streckeneröffnungen, Ausbauten oder Änderungen•1899 eröffnete die Kleinbahn Leer-Aurich-Wittmund der „Kreisbahn Aurich GmbH“ den Streckenabschnitt von Wittmund nach Ogenbarden. Die Schmalspurbahn hatte eine Spurweite von 1000 mm.•Die „Ostfriesische Küstenbahn“ wurde zwischen 1903 bis 1906 von Harsweg bis Norden auf die heutige Gleistrasse verlegt.•1916 verlegte die Preußische Staatsbahn (P.St.B) eine vierspurige Stichstrecke zum neuen Zeppelinbahnhof Wittmund Hafen. Er wurde 1920 komplett abgerissen und die Gleise zurückgebaut.•Das Stationsgebäude wurde in den 1930er-Jahren wesentlich erweitert. Der Mittelbau erhielt an der Gleisseite ein viertes Fenster. Der einstöckige, traufenständige Anbau wurde um ein Stockwerk erhöht und um einen giebelständigen, zweistöckigen Anbau ergänzt. Der traufenständige Anbau wurde um einen hölzernen, verglasten Vorbau mit Flachdach auf dem Hausbahnsteig, der zum Bahnhofsrestaurant gehörte, erweitert. Ein Freiabort entstand etwas abseits östlich des Stationsgebäudes. •1936 baute die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) einen Stellwerksanbau auf dem Hausbahnsteig und ersetzte den Freiabort durch einen Anbau für ein Treppenhaus mit Flachdach zum Obergeschoss.•Am 1. Dezember 1951 stellte die Kleinbahn den Verkehr ein und baute die Strecke zurück.•1983 stellte die Deutsche Bundesbahn (DB) den Personenverkehr und 1989 den Güterverkehr zwischen Norden und Emden ein. •Die Strecke kaufte der Landkreis Aurich der DB 1991 ab.•Die Express- und Gepäckabfertigung wurde am 1. Dezember 1992 geschlossen.•Die „Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH“ (LNVG) beschloss 1997 die Strecke von Esens nach Sande zu sanieren. Im Jahr 2000 wurde der Bahnverkehr wieder aufgenommen.•1999 nahm die Deutsche Bahn AG (DBAG) das Stellwerk aus dem Betrieb und schloss den Fahrkartenschalter. Bis auf das Streckengleis wurde die Gleisanlage zurückgebaut.Was hat sich verändert, was ist gebliebenDas Empfangsgebäude wurde geschlossen und das Dach erneuert. Es befindet sich trotz Leerstand äußerlich in einem guten Zustand.
Die Eisenbahn “kam” am 15. Juni 1883 nach Wittmund. Also 48 Jahre nach der Eröffnung der ersten Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth 1835. Wittmund hatte zu diesem Zeitpunkt 1.940 Einwohner (Ende 2021 waren es 20.433 Einwohner).
Bahnstation Wittmund
Luftaufnahme
Bilder Wittmund
Bahnhof von 1883
Kreisbahnhof (links) um 1916
Bahnhof um 1926
Wittmund - Hp - HWTMW2 : 19B1 : SD19-Jun16
Planung und KonzessionDurch Preußisches Gesetz vom 9. März 1880 (Preußische Gesetzsammlung Jahrgang 1880 Nr 15 Seite 169) erhielt die Preußische Staatseisenbahnen die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer Strecke Emden - Georgsheil - Norden - Wittmund - km 77,90 bei Asel und der Strecke Georgsheil - Aurich.Am 1. August 1906 ist die Strecke Emden-Georgsheil-Norden als Nebenbahn aufgehoben und eine neue Strecke Emden - Abelitz (Finkenburg) - Norden als Hauptbahn eröffnet worden.